INTERSCHUTZ 2020: Der Blick in die vernetzte Zukunft

Digitalisierung und Vernetzung verändern alle Lebensbereiche. Die INTERSCHUTZ 2020 stellt deshalb ein entsprechendes Leitthema in den Mittelpunkt: „Teams, Taktik, Technik – Schutz und Rettung vernetzt“. Unternehmen und Organisationen werden die Weltleitmesse für Feuerwehr, Rettungswesen, Bevölkerungsschutz und Sicherheit im Juni 2020 nutzen, um zu zeigen, wie sie mithilfe der neuen technologischen Möglichkeiten die Zukunft ihrer Branchen gestalten wollen.

Der Deutsche Feuerwehrverband nimmt das Leitthema Vernetzung beim Wort und plant einen Auftritt, bei dem sich tatsächlich ein Netz über sämtliche Visualisierungen auf dem Stand spannen wird. Es symbolisiert auf unterschiedlichen Ebenen, welche Bedeutung die Vernetzung für die Entwicklung des Feuerwehrwesens hat. „Unter dem Stichwort Feuerwehr 4.0 gibt es teils jetzt schon sichtbare Möglichkeiten und Fähigkeiten, die Aufgaben der Blaulicht-Organisationen zu verbessern, zu beschleunigen und auch zu verändern – auch wenn sie zurzeit noch nach Zukunftsmusik klingen“, sagt Frank Hachemer, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. „Diese sind aber auch verbunden mit Herausforderungen, die noch zu meistern sein werden, etwa in Sachen Datenschutz, Ausbildung und Kosten.“ Hinzu kommt neben der technologischen und taktischen Vernetzung aber auch die Vernetzung unter den Menschen. „Die politische und soziale Vernetzung wird zum Meistern von Problemen, zur Existenzsicherung, zur Weiterentwicklung sowie zur täglichen Arbeit der Feuerwehren immer wichtiger und intensiver werden“, so Hachemer. „Vernetzung ist daher das Stichwort nicht zuletzt für die Verbände der Feuerwehren und – als deren Dach – für den Deutschen Feuerwehrverband, das wir als Zentralelement in den Mittelpunkt der Aktivitäten nicht nur auf der INTERSCHUTZ stellen.“

Das Schlagwort Feuerwehr 4.0 ist angelehnt an den vielfach zitierten Begriff Industrie 4.0, bei dem es um digitalisierte Fertigung und die hochgradige Vernetzung zwischen verschiedenen Unternehmen der Industrie geht. Gleichsetzen lassen sich die beiden Begriffe aber nicht. „Im Bereich Brand- und Bevölkerungsschutz bestehen deutlich andere Randbedingungen“, sagt Professor Dr. Rainer Koch, Fakultät für Maschinenbau der Universität Paderborn. „Für Bereiche wie den vorbeugenden Brandschutz und die Einsatzplanung sind hoch vernetzte Lösungen möglich. Und auch im Ausbildungsbereich existieren bereits 3-D-Simulationssysteme für Führungskräfte und Stabsausbildungen.“ Anders stellen sich die Bedingungen im Einsatzdienst dar. „Wenn Informationssysteme hier unterstützen sollen, sind Robustheit, Bedienbarkeit und Geschwindigkeit wesentliche Anforderungen“, so Koch. „Neben der Bereitstellung von vorbereiteten Informationen sind dann auch Interaktionen mit Bauwerken möglich, erste Projekte zur Nutzung der Smart–Home-Technologien sind gestartet. Digitalisierung und Automatisierung können die Arbeit der Einsatzkräfte sicherlich erleichtern.“

Wenn es um den Einsatz neuer digitaler Technologien geht, ist in erster Linie die Industrie gefragt – Hersteller und Fahrzeugbauer. „Wer Innovationen sucht, kommt an der INTERSCHUTZ nicht vorbei – erst recht nicht in Zeiten rasanter technischer Umwälzungen“, sagt VDMA-Geschäftsführer Dr. Bernd Scherer. „Echtzeitkommunikation über ultraschnelle 5G-Netze, vernetzte Einsatzprozesse, digitale Assistenzsysteme und elektrische Fahrantriebe stehen ganz oben auf der Neuheiten-Agenda der Industrie.“ Doch Digitalisierung darf dabei kein Selbstzweck sein. Auch das macht Scherer deutlich: „Die im VDMA organisierten Hersteller von Fahrgestellen, Aufbauten und Ausrüstung setzen auf zuverlässige, robuste und intelligente Technik, getreu dem Motto: Sinnvoll ist, was dem Einsatzzweck nützt.“ Zu den Vorteilen digitaler Technologien zählt laut VDMA, dass sie transparente und nachhaltige Prozesse, effektive Koordination und ein deutliches Plus an Einsatzsicherheit versprechen. Diese Versprechen erfüllen sich jedoch nicht von allein. „Die zentrale Voraussetzung sind verlässliche, herstellerübergreifende Standards“, so Scherer. „Nur so funktionieren Schnittstellen reibungslos, ganz gleich, ob sie mechanischer, hydraulischer, elektrischer oder digitaler Natur sind.“

Ein Beispiel für einen Fahrzeughersteller, der schon seit mehr als zehn Jahren auf eigene Entwicklungen und Innovationen im Bereich der Telematik-Systeme und des IT-gestützten Einsatzmanagements setzt, ist Rosenbauer. „Diese Systeme werden nun massiv weiterentwickelt, wobei der Kundennutzen im Mittelpunkt steht“, sagt Michael Friedmann, Head of Group Strategy, Innovation and Marketing der Rosenbauer International AG. „Dabei geht es nicht nur um digitale Lösungen rund um Fahrzeuge, vielmehr inkludiert die Vernetzung auch neue technologische Möglichkeiten – Stichwort Drohnen oder Smart Wareables“. Dass hierfür auch in digitalen Zeit eine Messe der geeignete Ort ist, davon ist Friedmann überzeugt: „Wir wollen die direkte Kommunikation vor Ort, weil wir als Innovations-, Technologie- und Weltmarktführer auf der INTERSCHUTZ als Plattform für partnerschaftlichen Austausch zu den Megatrends unserer Zeit und zu Ansätzen für gemeinsame Lösungen fungieren.“

Auch die Bereiche Rettungswesen und Bevölkerungsschutz positionieren sich in Bezug auf das Leitthema. Die Johanniter-Unfall-Hilfe beispielsweise stellt die Vernetzung von Menschen und Technik zum Wohle des Menschen in den Mittelpunkt des eigenen Auftritts. „Im Rettungsdienst wie im Bevölkerungsschutz dreht sich alles um die Optimierung von Vorgängen und Handlungsweisen, um dem eigentlichen Ziel, Menschenleben zu retten, zu dienen“, sagt Hannes Wendler, Landesvorstand der Johanniter-Unfall-Hilfe in Niedersachsen und Bremen. „Dabei spielen Digitalisierung, Kommunikation und übergreifende Formen und Systeme der Zusammenarbeit eine evidente Rolle.“ Die Herausforderung liege darin, Retter und Helfer – ausgestattet mit fachlichen Kompetenzen sowie allen zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmitteln – in die Lage zu versetzen, beständig zielorientiert und situativ individuell handeln zu können. „Wir verstehen uns somit als Netzwerker für den Menschen – auch für unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter“, so Wendler. „Dazu gehört neben einer progressiven Personalentwicklung auch ein Freiraum für innovative Projekte und Dienstleistungen, wie Telemedizin in der Offshore-Rettung und VR-Übungssimulationen.“

Den Blick auf die zivile Sicherheit richtet Stefan Truthän, geschäftsführender Gesellschafter der hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH. Er befasst sich intensiv mit den digitalen Antworten auf neue Herausforderungen, wie etwa eine voranschreitende Urbanisierung, wachsende Infrastrukturen oder auch die zunehmende Stärke und Frequenz von Naturphänomenen. Gleichzeitig stellt auch die Digitalisierung selbst den Menschen vor neue Herausforderungen: Mit der wachsenden Datenflut wächst auch die Komplexität von Entscheidungen. Truthän fordert deshalb: „Wenn die zivile Sicherheit ihren Auftrag Ernst nehmen will, müssen Daten- und Denksilos durchbrochen und die wachsenden Datenmengen intelligent verknüpft werden.“ Auf der INTERSCHUTZ 2020 wird hhpberlin in verschiedenen Schaufenstern zeigen, welche Potenziale die Digitalisierung für die zivile Sicherheit und den Brandschutz bereithält. „Gemeinsam mit der RXSK GmbH und weiteren Partnern aus der Digitalindustrie zeigen wir in konkreten Vernetzungsszenarien die Möglichkeiten einer neuen redundanzfreien und latenzloseren Zusammenarbeit“, so Truthän. „Nur wenn alle Akteure intensiver und transparenter interagieren, können Städte nachhaltig sicherer werden.“

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