vfdb veröffentlicht Merkblatt zum Fahrertraining für Einsatzkräfte
Mit einem Merkblatt zum Fahrertraining für Einsatzkräfte gibt die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb) Kommunen und Feuerwehrführungskräften eine Handlungshilfe, um das Unfallrisiko bei Einsatzfahrten zu verringern. Fast täglich werde in den Medien über derartige Unfälle berichtet, heißt es in dem Papier. Bei Einsatzfahrten mit Sonderrechten bestehe nach der Statistik im Vergleich zu Fahrten ohne Blaulicht und Martinshorn ein bis zu vierfach höheres Risiko, an einem tödlichen Verkehrsunfall beteiligt zu sein. Das Risiko für einen Unfall mit hohem Sachschaden sei 17-fach höher. Statistisch komme es zum Beispiel bei der Anfahrt des Einsatzortes alle 19 Sekunden zu einer kritischen Situation, die nicht selten mit einem Beinahe- Unfall ende. Das Präsidium der vfdb hat das Merkblatt im Rahmen der vfdb-Jahresfachtagung 2017 in Bremen verabschiedet. Christoph Bahlmann von der hannoverschen Berufsfeuerwehr stellte am Dienstag die Einzelheiten vor.
Insbesondere bei Feuerwehren werden Einsatzfahrzeuge mit Lkw-Fahrgestellen mit teilweise hohen Schwerpunkten verwendet. Mit Einführung des Feuerwehrführerscheins könnten zunehmend auch jüngere Leute quasi über Nacht zum Einsatzfahrer von Fahrzeugen bis 7,5 Tonnen kommen, wird in dem Merkblatt betont. Aber auch außerhalb von Alarmfahrten gelte es, die Einsatzfahrzeuge sicher zu bewegen und die zahlenmäßig weit überwiegenden Bagatell-Unfälle zu reduzieren.
Zu den unterschiedlichen Modulen, die in dem Papier empfohlen werden, zählen neben technischen und funktionalen Fahrzeugeinweisungen und Ausbildungs- und Übungsfahrten auch Schulungen zur Nutzung von Sonder- und Wegerechten, Geschicklichkeitstrainings, Fahrsicherheitstrainings, Simulator-Schulungen und Unfall-Analysen. Das Merkblatt umfasst auch eine Übersicht über die landesspezifischen Angebote und Refinanzierungsmöglichkeiten der beschriebenen Fahrertrainings.
Neue Materialien, neue Herausforderungen für Feuerwehren
Zu den Schwerpunktthemen am zweiten Tag des vfdb-Kongresses in Bremen gehörte unter anderem die Brandschutzforschung. Wissenschaft und Forschung seien gefordert, so wurde unterstrichen, damit die Feuerwehren und die anderen Institutionen der Gefahrenabwehr aktuelle und neue Herausforderungen bewältigen können. So berichtete Karola Keutel vom Institut für Brand- und Katastrophenschutz aus Heyrothsberge (Sachsen- Anhalt) über Möglichkeiten, beispielsweise bengalisches Feuer in Stadien mit Hilfe von Wasser und Wassernebel sekundenschnell zu löschen, Prof. Dr. Roland Goertz referierte über die Problematik von Kunststoff-Bränden und Großbränden in Reifenlagern. Auch über die zunehmende Bedeutung und die Gefahren, die von Lithium-Ionen- Batterien ausgehen können, wurde diskutiert.
Forschungsprojekte aus der Praxis
Zu den weiteren Highlights im Vortragsprogramm gehörten Berichte über verschiedene Forschungsprojekte. So befasst sich das Projekt INTERKOM mit den Abhängigkeiten von der kritischen Infrastruktur Strom. „Nahezu sämtliche gesellschaftliche Prozesse beruhen auf einer funktionierenden und unterbrechungsfreien Stromversorgung“, sagte Ansgar Stening von der Feuerwehr Gelsenkirchen. Durch diese vorhandene und weiter zunehmende Vernetzung steige die Störanfälligkeit des Gesamtsystems.
In dem vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projekt wird unter anderem gefragt: „Was ist, wenn der Strom plötzlich weg ist? Was funktioniert dann noch? Wie sind Kommunen und Bürger auf so ein Ereignis vorbereitet? Kann die Kommune ihren Betrieb aufrechterhalten? Kann der Bürger bei solch einem strategischen Schock noch Hilfe erwarten?“ Erforscht werden interkommunale Konzepte unter Einbeziehung der Bevölkerung zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Ballungsgebieten. Ziel des Verbundvorhabens ist es, die Sicherheitslage der Bevölkerung von Ballungsgebieten in Bezug auf unterschiedliche Szenarien zu stärken und in Krisensituationen stabil zu halten.
Noch bis zum Juli läuft das dreijährige Projekt „AlphaKomm“ („Ausfallsichere Lagebildinformation zur phasenadäquaten Kommunikation im Krisenfall“), über das Thomas Kirstein von der Berliner Feuerwehr berichtete. An dem ebenfalls vom BMBF geförderten Projekt beteiligt sich die Berliner Feuerwehr mit dem Teilvorhaben: „Krisenstabskommunikation am Beispiel einer Berufsfeuerwehr“. Denis Edner vom vfdb-Referat 13 für Forschungsmanagement und Information stellte schließlich das Projekt PRAKOS vor. Darin geht es unter anderem um eine effizientere Zusammenarbeit zwischen Einsatzkräften bei Großschadenslagen und ungebundenen Spontanhelfern.
Das Projekt untersucht die Einsatz- und Risikokulturen der verschiedenen Beteiligten anhand realer Schadenfälle der letzten Jahre. Zu den Schwerpunkten der Untersuchung gehört auch die Nutzung sozialer Medien durch die Behörden. „Wie schon in der Vergangenheit werden auch diese Forschungsprojekte mit dem Know-how aus der Praxis wichtige Hilfen für die Arbeit in der Zukunft liefern“, sagte Jens Krause, stellvertretender Leiter der Feuerwehr Schwerin.
Antworten