DORTMUND Premiere für ein ungewöhnliches Einsatzfahrzeug: Wissenschaftler des Deutschen Rettungsrobotik Zentrums (DRZ) und Experten der Feuerwehr Dortmund haben einen völlig neuartigen Leitwagen entwickelt. Er soll künftig sowohl zu Forschungszwecken und Übungen für die Erprobung von Robotern und Drohnen als auch bei besonderen Großeinsätzen zur Verfügung stehen. Am Mittwoch wurde der RobLW, so die interne Bezeichnung, in Dortmund vorgestellt.
Passend zum Anlass übergab ein Roboter symbolisch einen überdimensionalen Schlüssel an DRZ-Vorstandsmitglied Thomas Straßmann. Wie Straßmann anschließend erläuterte, wurde der RobLW als Prototyp entwickelt. „Solche Spezialfahrzeuge für Robotereinsätze sind bislang weder in der Forschung noch bei den Feuerwehren üblich“, betonte er. Projektkoordinator Stefan Grobelny vom Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) der Feuerwehr Dortmund, der das Fahrzeug vorstellte, erklärte: „Der Leitwagen bietet sowohl Transportkapazität für das Fachpersonal als auch für Roboter samt Zubehör und jede Menge Technik. Darüber hinaus können vom Inneren aus die Roboter bedient werden – ganz gleich, ob am Boden oder in der Luft. Dabei werden die gewonnen Daten überwacht und ausgewertet und bei Bedarf verteilt.“
Die wichtigsten Merkmale:
• Transport von Bodenrobotern und Drohnen
• Transport von Akkus und Zubehör
• Kleine Werkbank
• Flexibles Dachpaneel zur einfachen Integration von verschiedenen Antennen
• Lagedarstellung und Steuerung an zwei festen Arbeitsplätzen
• Einen weiteren Arbeitsplatz für Forscher oder Führungskraft
• Flexibles Rack-System zur Aufnahme verschiedener IT Technik
• Autarkie unter anderem durch eigene Funkzelle und Stromerzeuger
Zum „Innenleben“ gehören unter anderem leistungsfähige Server zur Erstellung von 3D-Modellen, zwei PC mit 43-Zoll-Bildschirmen, 4-KW-Stromerzeuger, WLAN und umfangreiche funktechnische Ausrüstung für die besonderen Einsatzbedingungen.
vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner, Direktor der Dortmunder Feuerwehr und Vorstandsvorsitzender des gemeinnützigen Vereins DRZ, würdigte in einem Grußwort das künftige gemeinsame Nutzungskonzept. „Es wird bei bestimmten Szenarien eine gemischte Besatzung aus dem Projekt DRZ und Feuerwehr geben. Außerdem können wir das Forschungsfahrzeug bei ‚echten‘ Einsätzen nutzen. Auf diese Weise sammeln wir wertvolle Erfahrungen als Anwender, die wir an die Forscher und Entwickler weitergeben. Genau das ist eines der wichtigsten Ziele und Vorteile des DRZ: Fachwissen und Anwendererfahrung zusammenzuführen.“
Das DRZ-Projekt wurde vor zwei Jahren gestartet. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Koordination hat das IFR übernommen.
Ursprünglich sollte der RobLW in diesem Jahr seine Premiere auf der Weltleitmesse INTERSCHUTZ in Hannover feiern. Wegen der Corona-Krise musste die Messe jedoch auf das kommende Jahr (14. bis 19. Juni 2021) verschoben werden. „Da das Interesse aus dem In- und Ausland sehr groß ist, werden wir unser Fahrzeug 2021 dort auf jeden Fall vorstellen“, versichert DRZ-Geschäftsführer Robert Grafe, der aus Krankheitsgründen nicht anwesend sein konnte.
Die Einweihung des neues Leitwagens kommt nach den Worten von Dirk Aschenbrenner genau zum richtigen Zeitpunkt: „Die Bewältigung der Corona-Pandemie hat noch einmal deutlich gezeigt, wie dringend notwendig die Förderung moderner Technik ist. Dazu gehört auch die Erkenntnis, dass Roboter immer häufiger als technische Helfer dienen können, um Gefahren für Menschen einzudämmen. Im entscheidenden Fall können sie sogar lebensrettend sein.“
Über das DRZ:
Anwender, Wissenschaftler und die Industrie unter einem Dach – das bietet das Deutsche Rettungsrobotik Zentrum (DRZ) in Dortmund. In einem sogenannten „Living Lab“ werden dort mobile Robotersysteme für die zivile Gefahrenabwehr erforscht und entwickelt. Das 2018 gestartete Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Institut für Feuerwehr- und Rettungstechnologie (IFR) der Feuerwehr Dortmund koordiniert. Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) sorgt für die Verbindung zu ihrem Expertennetzwerk für Schutz, Rettung und Sicherheit mit über 3.000 Mitgliedern.
Quelle: vfdb