11.6.2022 – Der vergangene Samstagmorgen am Tieker Damm in Gronau: es knallt, eine Stichflamme jagt in den Himmel. Ein Bagger liegt halb in einem Erdloch, Martinshörner klingen durch die Straßen Gronaus. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk rücken mit etlichen Fahrzeugen an, sie waren kurz nach neun Uhr alarmiert worden. Zum Glück war alles nur eine Übung der beiden Organisationen. Die Flamme war lediglich Pyrotechnik. Tim Seipel und Kevin Niehues von der Feuerwehr Gronau hatten alles genau geplant: Bei Erdarbeiten hatte ein Bagger eine Gasleitung getroffen, die Explosion verletzte drei Personen und tötete zwei weitere. Die Verletztendarsteller kamen aus der THW-Jugendgruppe und waren täuschend echt mit Brandwunden geschminkt. Zwei Rettungsdummys stellten die Getöteten dar.
Die anrückenden Kräfte der Feuerwehr kümmerten sich zunächst zügig um die Verletzten und leiteten medizinische Versorgung ein. Im weiteren Verlauf wurde dann die „harte Nuss“ geknackt: der Bagger, welcher erst einmal gesichert werden musste. Erst dann konnte der Baggerfahrer schonend aus dem Führerhaus gerettet werden. Und schließlich ging es an das Erdloch, in dem sich ein Dummy befand und welches als einsturzgefährdet galt. Mit Stützen von Feuerwehr und THW wurde die Grube gemeinsam gesichert, bevor der Dummy dann geborgen werden konnte.
Bianca Roman, die Einsatzleiterin der Feuerwehr, war zufrieden mit dem Übungsverlauf: „Die Zusammenarbeit mit dem THW ging Hand in Hand. Die Kommunikation war toll, zeitweise hatten wir sogar gemischte Teams aus beiden Organisationen, die wie selbstverständlich zusammen arbeiteten.“ Ihr persönlicher Stolz war der Feuerwehr-Nachwuchs: „Ich hatte eine sehr junge Truppe auf meinem Fahrzeug. Fast alle waren bis vor kurzem noch in unserer Jugendfeuerwehr und haben noch nicht sehr viel Erfahrung. Trotzdem haben sie sehr gute Arbeit geleistet. Unsere Jugendgruppe hat nun wieder einige freie Plätze, daher würden wir gerne wieder interessierte Jugendliche aufnehmen.“
Der stellvertretende Löschzugführer Christian Wennemer war als Beobachter vor Ort und sah kleinere Verbesserungsmöglichkeiten: „Die Kommunikation hat gut geklappt, aber die Reihenfolge der Fahrzeuge war nicht optimal. Ein großes Problem war zeitweise auch, dass ein PKW den notwendigen Hydranten an der Straße zugeparkt hatte. Das sorgte für eine unnötige Verzögerung und kann im echten Einsatz ernste Folgen haben.“
Karsten Kebbedies leitete die THW-Truppe und sah auch kleinere Probleme, war aber generell zufrieden. „Nachdem die Übung als solche erkannt war, fehlte allen etwas Geschwindigkeit. Ein echter Einsatz ist halt doch etwas anderes“, stellte er fest. „Dafür hat mich die Zusammenarbeit aber wirklich begeistert. Das Material von Feuerwehr und THW unterscheidet sich im Detail zwar doch ein wenig, aber jede Mannschaft kennt ihr Geräte aus dem Effeff. So konnten wir uns gegenseitig gut helfen.“
In der THW-Unterkunft lief derweil ein weiterer Teil der Übung statt. Da für die Elektrofachgruppe des THW im Szenario vor Ort keine Aufgabe existierte, war die Unterkunft präpariert worden: Ein Stromausfall musste behoben werden, um die Einsatzleitung in der Zentrale sicherzustellen. Die Elektroexperten setzten das große Notstromaggregat in Gang und speisten dessen Strom ins Gebäude ein. So konnten Funkgeräte, Telefone und Computer wieder in Gang gesetzt und die Mannschaften am Tieker Damm wieder kontaktiert werden. Kleinere Gemeinheiten der Übungsplaner wie versteckte Schlüssel und vermeintlich defekte Geräte hielten die Elektriker dabei nicht lange auf.
Pünktlich zur Mittagszeit war an beiden Orten wieder alles aufgeräumt, die Verletzten pulten schon ihre Gummi-Brandwunden von der Haut. Alle T-Shirts waren verschwitzt und die Mägen leer. Bei der Feuerwehr wurde noch flugs zusammen gegrillt und die Übung besprochen. Eine Wiederholung kommt garantiert, soviel ist sicher.
Quelle: THW OV Gronau, Ralf Kosse, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit