Berufsfeuerwehr Saarbrücken stellt Dienstbetrieb ein

Massen-Krankmeldungen sind kein Boykott!
Saarbrücken, 12.04.2019
Seit gestern Nachmittag gegen 16:30 Uhr hat die Berufsfeuerwehr Saarbrücken ihren Dienstbetrieb eingestellt. Die diensthabenden Mannschaften haben krankheitsbedingt die Wachen verlassen. Lediglich 2 bzw. 3 Kollegen sind im Dienst verblieben. Auch heute ist die Leistelle nicht besetzt und, nach unseren Informationen, haben lediglich 3 Kollegen den Dienst auf den Wachen angetreten. Hintergrund dieser prekären Lage scheint eine richterliche Anordnung zu sein, wonach der geschasste Feuerwehr-Chef wieder die Amtsgeschäfte übernehmen muss.
Seit Jahren flammt in Saarbrücken immer wieder der Streit zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Berufsfeuerwehr und dem Chef der Berufsfeuerwehr Josef Schun (42) auf. Es ist von autoritärem Führungsstil, Klüngel, zerrüttetem Vertrauensverhältnis und einer scheinbar dubiosen
Abgabe eines Feuerwehrautos die Rede. Die lokalen Medien haben mehrfach hierüber berichtet. Die Stadtverwaltung hat mit der Installation eines Feuerwachenbeirates zur Lösung des Konfliktes sorgen wollen. Darin waren einerseits Vertreter aller Bereiche der Saarbrücker Berufsfeuerwehr als auch der Verwaltung unter der Leitung von Bürgermeister Ralf Latz (SPD) vertreten. Im Dezember 2017 kamen bei einer Brandkatastrophe in Saarbrücken mehrere Menschen ums Leben. Erneut wurden aus den
Reihen der Feuerwehr schwere Vorwürfe gegen den Feuerwehr-Chef erhoben. Die Stadtverwaltung reagierte mit einer „Freistellung vom Dienst“ gegenüber dem Amtsleiter. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen der Abgabe des Feuerwehrautos an einen Aero-Club, in dem der Feuerwehr-Chef selbst Mitglied war.
Gegen diese „Freistellung vom Dienst“ ist der Amtsleiter gerichtlich vorgegangen und hat für sich einen Sieg erringen können. Im Herbst 2018 musste die Freistellung zurückgenommen werden und seither ist Josef Schun als Brandschutzreferent im Baudezernat des Saarbrücker Rathauses beschäftigt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft führten zwar zu den Gerichten, diese haben jedoch ein Verfahren abgelehnt. Die Beschwerde der Staatsanwaltschaft in dieser Sache verlief ergebnislos. Nun hat am 9. April 2019 der geschasste Feuerwehr-Chef einen erneuten Sieg errungen: per
richterlicher Anordnung sind ihm die Amtsgeschäfte als Amtsleiter wieder zu übertragen. Gestern morgen ist Schun zusammen mit seinem Anwalt auf der Feuerwache erschienen um seinen Dienst anzutreten. Der über Nacht einberufene Feuerwachenbeirat, als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der mittleren Führungsetage der Saarbrücker Berufsfeuerwehr, haben sich geschlossen dagegen ausgesprochen, die Zusammenarbeit mit dem Amtsleiter wieder aufzunehmen. Das Vertrauensverhältnis sei zutiefst zerrüttet und eine, im Feuerwehrdienst unabdingbare, vertrauensvolle Zusammenarbeit sei mit Josef Schun unmöglich.
Nach dem Festhalten an der richterlichen Entscheidung durch den Amtsleiter war der Druck auf die gestern dienstverrichtenden Kolleginnen und Kollegen offenbar so groß, dass sie diesem nicht mehr Stand halten konnten. Seit Monaten ist die psychische Belastung der Mitarbeiter so hoch, dass es aus unserer Sicht nachvollziehbar scheint, krankheitsbedingt den Dienst zu beenden.
Wir sehen darin ausdrücklich keinen Boykott der Kolleginnen und Kollegen sondern vielmehr einen Hilferuf, nun endlich in der Sache zur Ruhe zu kommen. Wenngleich die Auswirkungen fatal sind:Der Betrieb der Leitstelle Feuerwehr ist eingestellt, keine Notrufabfrage

Der Dienstbetrieb der Feuerwehr mit diesen wenigen Kollegen ist zum Erliegen gekommen

Die Freiwilligen Feuerwehren der Landeshauptstadt und des Regionalverbandes (Landkreis) sind zur Sicherstellung des Brandschutzes, quasi im Schichtdienst, in die Feuerwehrhäuser eingerückt
Auch heute ist die Leitstelle Feuerwehr krankheitsbedingt ohne Personal; die Aufgaben werden von der ILS Integrierten Leitstelle des Saarlandes, übernommen. Auf den Feuerwachen versehen unseres
Wissens insgesamt 3 Kollegen Dienst. Auch wenn diese Massen-Krankmeldung rechtlich einwandfrei scheint, so stellt sie doch ein erhebliches Sicherheits-Risiko dar.
Wir appellieren an alle Verantwortlichen, zügig eine Lösung herbeizuführen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger der Landeshauptstadt Saarbrücken und erst Recht für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Saarbrücker Berufsfeuerwehr.

Quelle: Detlef Schütz, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Saarland

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