Umfrageteilnehmer aus Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk sind mit der digitalen Entwicklung in ihren Organisationen unzufrieden. Das geht aus einer Studie zur Digitalen Transformation in der zivilen Gefahrenabwehr hervor, die der Paderborner safety innovation center e.V. im Auftrag der Vereinigung zur Förderung des deutschen Brandschutzes (vfdb) durchgeführt hat. Nach den Angaben der Befragten soll die Digitalisierung in der zivilen Gefahrenabwehr vorangetrieben werden.
Die vfdb nahm das Ergebnis als Anlass für einen Offenen Brief an Politiker in Bund und Ländern sowie verschiedene Gremien. Darin fordert sie die Einrichtung eines Kompetenzzentrums, in dem Forscher, Anwender und Industrie zusammengeführt werden, um bedarfsgerechte, innovative digitale Anwendungen zu entwickeln und Standards für deren Einführung zu schaffen. Vorgeschlagen wird ferner die Initiierung eines „Digitalisierungspakts Gefahrenabwehr“, vergleichbar mit dem „DigitalPakt Schule“. „Der Pakt könnte dazu beitragen, durch gezielte Investitionsförderung die Einführung digitaler Technik voran zu treiben. Hierzu gehört neben der Forschungsförderung insbesondere die Förderung von Modellprojekten bzw. -regionen“, schreibt vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner in dem Brief. Ebenso wird die Einbeziehung des Themas „Digitale Transformation in der zivilen Gefahrenabwehr“ in die Brandschutz- und Rettungsdienstbedarfspläne gefordert. Dies könne durch die Ausweisung personeller und finanzieller Ressourcen sowie organisatorische Überlegungen bzw. Festlegungen geschehen.
Laut der Studie hat über die Hälfte der Umfrageteilnehmer den Eindruck, dass das Thema der Digitalen Transformation in Ihrer Organisation „nie“ bis „eher selten“ diskutiert wird. Rund 95 Prozent sehen die Notwendigkeit, die Digitale Transformation innerhalb der eigenen Organisation (eher) voranzutreiben. Relativ weit verbreitet ist die Verwendung von Social-Media-Kanälen, wobei derartige Netzwerke überwiegend für eher alltägliche Aufgaben der Bürgerkommunikation und weniger für die Lageerkundung und Kommunikation in größeren Einsatzlagen genutzt werden.
Weit verbreitet ist ebenfalls die Nutzung privater Geräte und Software für Zwecke der zivilen Gefahrenabwehr, wie 62 Prozent der Befragten angaben. Über 40 Prozent verwenden sogar täglich private Hard- oder Software, überwiegend weil entsprechende Ausstattung in ihrer Institution nicht vorhanden ist.
„Als notwendig werden aus Sicht der Studienteilnehmer unter anderem übergreifende Schnittstellen für kompatible IT-Systeme und Hardware angesehen“, erläutert Torben Sauerland, einer der Autoren der Untersuchung. Als Hindernisse bei der Digitalen Transformation sehen die Befragten unter anderem fehlende Finanzmittel, komplexe Beschaffungsprozesse und fehlende IT-Kompetenz. Als mögliche Handlungsoptionen wurden in einem Workshop zur Studie beispielsweise eine Verbesserung der Zugänglichkeit des IT-Marktes der zivilen Gefahrenabwehr, Modellregionen mit Pilotbetrieb sowie eine zentrale Unterstützung genannt.
„Die Studie muss für uns alle eine dringende Mahnung sein, die Digitalisierung in der Gefahrenabwehr intensiv voranzutreiben, damit wir als Einsatzkräfte die Herausforderungen der Zukunft bewältigen können“, sagt vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner zu den Ergebnissen. „Die Fallzahlen und die Schwere von Ereignissen nehmen zu – Stichworte Waldbrände und Unwetter. Aber auch die Corona-Pandemie zeigt uns auf, wie sehr und wo es bei der Digitalisierung hapert.“
An der Online-Umfrage waren rund 650 Teilnehmern vor allem von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Technischem Hilfswerk beteiligt. Die Studie wurde gefördert durch die SafeInno Stiftung und die Björn Steiger Stiftung.
Alle Ergebnisse und die vollständige Studie gibt es unter www.blaulicht.digital
Quelle: vfdb