Am 2. Juli 1952 wurde der THW Ortsverband Bremerhaven gegründet. In
diesem Sommer ist er 70 Jahre alt geworden. Heute mit moderner Technik
ausgestattet und fest in die Gefahrenabwehr der Stadt integriert, ist er mit
seinen ehrenamtlichen Einsatzkräften für die Herausforderungen der Zukunft
gerüstet.
Die Hilfe des THW ist heute mehr gefragt denn je. Logistik in der Corona-Pandemie, die ad
hoc-Unterbringung hunderter Kriegsvertriebener in der Stadt oder die
Hochwasserkatastrophe im Ahrtal – Notlagen wie diese hatte der Bremerhavener
Ortsverband des THW allein in der jüngeren Vergangenheit zu bewältigen.
In Bremerhaven stehen rund 80 ausgebildete Einsatzkräfte im THW bereit, um im Ernstfall
helfen zu können. Sie alle engagieren sich in dieser Bundesanstalt der besonderen Art, die
das THW ist – sind doch die meisten ihrer „Mitarbeiter“, bundesweit rund 80.000,
Ehrenamtliche. Sie alle haben mindestens eine Grundausbildung von rund 100 Stunden
absolviert. Die meisten von ihnen zudem weitere Ausbildungsgänge, die sie befähigen,
Menschen im Einsatz zu führen oder die in den vergangenen Jahrzehnten immer
anspruchsvoller gewordene Technik zu bedienen.
Neben einer Kneipe fing alles an
1952 fing es mit dem THW in Bremerhaven bescheiden an. In der Prager Straße, neben
einer Kneipe, befand sich die erste Dienststelle des THW Bremerhaven. Mit nicht mehr als
ein paar Leinen, Werkzeugen, Schubkarren und noch nicht einmal genügend
Einsatzkleidung für jeden, fingen die ersten THW Helfer an. Die seiner Zeit nur aus
Männern bestehende Gruppe musste nicht lange auf die ersten großen Einsätze warten.
Die „Hollandflut“ 1953 brachte dem THW Bremerhaven seinen ersten Katastropheneinsatz
im Ausland.
Andere Katastrophen, wie die Sturmflut von 1962, die in Bremerhaven und im Umland
große Schäden verursachte, oder die Schneekatastrophe des Winters 1978/79 folgten und
forderten den THW Ortsverband.
Mit dem Zivilschutz veränderte sich auch das THW
Im Laufe der Zeit wurde die Ausrüstung besser. Erste Fahrzeuge und später ein ganzer
Fuhrpark standen den Einsatzkräften nun zur Verfügung. Nicht zuletzt der Kalte Krieg und
damit einhergehend, ein sich entwickelnder Zivilschutz, also die zivile Abwehr von
Kriegsfolgen, sorgte auch beim THW in Bremerhaven für eine rasante Entwicklung.
Inzwischen auf mehr als zweihundert Einsatzkräfte angewachsen, zog das THW –
gemeinsam mit anderen Organisationen – in den 70er-Jahren in das neugegründete
Bremerhavener Katastrophenschutzzentrum, im Stadtteil Lehe.
Mit dem Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges veränderten sich die
Anforderungen an den Zivilschutz. Viele Einheiten wurden aufgelöst oder umstrukturiert.
Für das THW in Bremerhaven bedeutete diese Anpassung, das rund die Hälfte der
Einheiten aufgelöst und die übrig gebliebenen umstrukturiert wurden.
Die großen THW-Einsätze dieser Zeit fanden im Ausland statt. Von Bremerhaven aus
wurden, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, mehrfach Hilfstransporte nach
Russland gefahren. Auch im ehemaligen Jugoslawien half das THW Bremerhaven in diesen
Jahren.
Die Einsatzkräfte führte es bis nach Afrika, wo sie im Sudan Brunnen bohrten und
Wasserleitungen rehabilitierten.
Mit der ersten Oderflut, zum Ende des Jahrtausends, begann die Zeit der
„Jahrhundertfluten“. DIe Bremerhavener Einsatzkräfte beteiligte sich an allen großen
Hochwasserkatastrophen dieser Jahre, die an Oder und Elbe stattfanden.
Anpassung an neue Herausforderungen
Eine seit der Jahrtausendwende veränderte Sicherheitssituation, neue Herausforderungen
an einen modernen Bevölkerungsschutz, wie die sich auch in unseren Breiten mehr und
mehr bemerkbar machende Klimakrise, haben das THW, auch in Bremerhaven, verändert.
Seither ist viel an Ausstattung erneuert und modernisiert worden. Der BUND als Träger des
THW investiert zusehends in den Bevölkerungsschutz. Eingebunden in ein nationales
Konzept zur Krisenbewältigung finden sich heute Spezialisten für Infrastruktur, für die
Ölschadenbekämpfung, Bergung und Hochwasserschutz im Bremerhavener THW.
2014 konnte der Ortsverband eine neue moderne Unterkunft beziehen. Das neue Zuhause
der Einsatzkräfte ist Dreh- und Angelpunkt für Einsätze wie zum Beispiel die, anlässlich
mehrerer Orkane in Bremerhaven im letzten Jahr oder den Brand eines Frachtschiffes in
diesem April. Seit inzwischen mehr als 2 Jahren betreibt das THW in Bremerhaven für die
Stadt eine Logistik-Drehscheibe für Corna-Schutzausstattung. Es ist der längste Einsatz in
der Geschichte des THW Bremerhaven geworden.
Unterstützung und Nachwuchs für das THW
Neben neuer Ausstattung haben auch neue Konzepte Einzug halten. Seit 2020
unterstützen erstmalig Bundesfreiwilligendienstleistende („Bufdis“) die Arbeit des THW in
Bremerhaven.
Ihren Nachwuchs bekommen die Einsatzkräfte seit vielen Jahren auch durch die eigene
THW-Jugendgruppe, in der Mädchen und Jungen ab 10 Jahre spielend an die Arbeit des
THW herangeführt werden.
Dort, wo der BUND durch seine Finanzierung des THW an seine Grenzen stößt, unterstützt
die THW-Helfervereinigung Bremerhaven e.V. – der Förderverein des THW – die
Bremerhavener Einsatzkräfte. Auch der Verein ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil des
THW.
Quelle: THW, OV Bremerhaven, André Schröder, stellvertretender Ortsbeauftragter