15.8.2023 – Um 20.04 Uhr wurden die Berufsfeuerwehr Wiesbaden und die Werkfeuerwehr Essity zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage in dem papierproduzierenden Betrieb alarmiert. In einer der Werkhallen war es aus noch ungeklärter Ursache zur Zersetzung eines Hilfsstoffes zur Papierproduktion gekommen. Dies hatte eine massive Rauch- und Temperaturentwicklung zur Folge. Durch das Zersetzungsprodukt Schwefeldioxid kam es auch in der angrenzenden Nachbarschaft zu einer Geruchsbelästigung.
Das vorbildliche Verhalten der Mitarbeitenden und der erst-eintreffenden Werkfeuerwehr sorgte dafür, dass die Halle und angrenzende Gebäude umgehend geräumt und keine Mitarbeitenden verletzt worden waren. Es wurden mehrere Trupps der Feuerwehr unter Atemschutz zur Erkundung und Brandbekämpfung ins Gebäude geschickt. Um die Bevölkerung vor der Geruchsbelästigung zu warnen, wurde vorsorglich das Modulare Warnsystem (MOWAS) ausgelöst.
Da durch den Einsatz von Wasser der Zersetzungsprozess nicht beendet werden konnte, wurde TUIS (Transport-Unfall- und Hilfeleistungssystem) der chemischen Industrie alarmiert. Die Werkfeuerwehr BASF Ludwigshafen entsendete daraufhin einen Fachberater, technisches Spezialgerät und Personal, um die Wiesbadener Feuerwehr zu unterstützen.
Parallel hierzu wurden im Stadtgebiet mehrere Messfahrzeuge alarmiert, welche in den umliegenden Stadtteilen fortlaufend Messungen durchführten. Nachdem der Wind drehte, brachten auch die Stadt Mainz und der Landkreis Groß-Gerau seine Messfahrzeuge auf die Straße. Zu keiner Zeit konnte eine gefährliche Konzentration von Schwefeldioxid in der Luft mit Mittel der Feuerwehr außerhalb des Werksgeländes festgestellt werden.
Um zu verhindern, dass auch in den anderen, in der Werkhalle gelagerten Containern durch die Hitzeentwicklung eine Zersetzung ausgelöst wird, wurden diese unter massiven Wasser- und Personaleinsatz gekühlt. Glücklicherweise zeigte die Maßnahme Erfolg, so dass eine Ausbreitung auf weitere Container verhindert werden konnte.
Inzwischen ist der betroffene Container soweit abreagiert, dass keine Rauch- und Geruchsentwicklung mehr stattfindet und ein Ausräumen der Werkhalle möglich ist. Die bisher nicht betroffenen Container werden nun durch die Mitarbeitenden der Firma Essity und der Werkfeuerwehr BASF in eine benachbarte Halle verbracht und fortlaufend kontrolliert.
Im Anschluss muss der betroffene Container unter herabgefallenen Gebäudeteilen geborgen werden. Die Arbeiten dauern derzeit noch an. Die restlichen Einsatzkräfte konnten zwischenzeitlich auf ein notwendiges Minimum reduziert werden.
Trotz aller Hygiene- und Vorsorgemaßnahmen wurden 13 Feuerwehrleute verletzt. Nach ihrem Einsatz in der Werkhalle klagten sie über teils schwere Reizungen der Atemwege. 12 Personen wurden zu Kontrolle und Beobachtung in umliegende Kliniken transportiert.
Insgesamt waren ca. 120 Einsatzkräfte vor Ort, 60 weitere warteten im Bereitstellungsraum auf ihren Einsatzbefehl. Beteiligt waren alle drei Wachen der Berufsfeuerwehr, die Freiwilligen Feuerwehren Igstadt, Kostheim, Nordenstadt, Schierstein, Sonnenberg und Stadtmitte, die Logistik-Gruppe zur Verpflegung, die IuK-Gruppe zur Führungsunterstützung, die Werkfeuerwehr InfraServ, die Werkfeuerwehr BASF Ludwigshafen alle Hilfsorganisationen des Wiesbadener Rettungsdienstes, die Landespolizei. Die Landeshauptstadt Mainz unterstütze mit einem Löschfahrzeug. Da ein Einsatzende gegen 23 Uhr zunächst noch nicht absehbar war, wurde auch die Schnelleinsatzgruppe Betreuung des ASB alarmiert, die dann allerdings nicht benötigt wurde.
Die verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr wurden durch die Freiwilligen Feuerwehren Dotzheim, Hessloch, Biebrich, Delkenheim, Breckenheim, Rambach nachbesetzt, um den Grundschutz im Stadtgebiet aufrecht zu erhalten.
Folgemeldung: Inzwischen ist die betroffene Halle mit Ausnahme der zwei Container, welche auf der „Lösestation“ stehen und auf die Gebäudeteile herabgestürzt sind, komplett geräumt. Bei einem der Container handelt es sich um den initial gezündeten und inzwischen abreagierten Behälter. Der zweite weist eine leichte Geruchsentwicklung auf, welches auf eine begonnene Zersetzung hindeutet. Die Werkfeuerwehr BASF Ludwigshafen sorgt nun durch Kühlung für eine kontrollierte Reaktion des Gefahrstoffs. Auftretendes Schwefeldioxid wird mit Wasser niedergeschlagen und gebunden, so dass eine Gefährdung der Bevölkerung weiterhin ausgeschlossen werden kann.
Nach dem Ereignis um kurz vor 3 Uhr wurden die Einsatzkräfte vor Ort wieder auf ca. 90 Feuerwehrmänner und –frauen aufgestockt. Aktuell wird durch die rückwärtige Führung eine Ablöse für die teilweise seit dem gestrigen Abend im Einsatz befindlichen Kräfte organisiert. Auch die Werkfeuerwehr BASF wird zur Fachberatung im Rahmen von TUIS vor Ort zu sein, bis die kontrollierte Reaktion abgeschlossen ist.
Quelle: Feuerwehr Wiesbaden